Triebswetter
Der
Flieder
Viele
Stücke Heimat
Unter
den Akazien
Nach
8 Generationen
(neu: 10.07.2017)
Triebswetter
Das Land ist flach,
gerade Straßen streben
der Mitte zu,
die eine Kirche ziert;
ringsum in Gärten
blühen Bäume, Reben,
im steten Wachsen
sich dein Blick verliert...
Das Bild wird
klarer: Ein azurner Himmel
wölbt schützend
sich darüber, und im Mai
entsteht in allen
Ecken ein Gewimmel -
der Weg in Feld
und Flur ist wieder frei...
Sanft säuseln
Winde in der warmen Heide,
und üppiger
gedeiht das zarte Grün,
bis alle Äcker,
Gärten wie Geschmeide,
entfacht durch
rege Sonnenglut, erblühn.
Noch glühender
danach die Sommertage,
und Kühlung
bringt kaum eine kurze Nacht.
Doch hält
sich alles in dem Land die Waage,
der Mensch vertraut
auch hier auf Gottes Macht.
Der Herbst verwöhnt
uns Jahr für Jahr mit Gaben,
für jeden
steht wie sonst etwas bereit.
Und über
alles fühlst du dich erhaben,
du meinst, es
dauert eine Ewigkeit...
Doch ach, wie
schnell hast du dies Bild vergessen,
wenn dich der
Glanz der fernen Welt betört!
Sofort verläßt
du das, was du besessen,
verläßt
die Heimat, die nur dir gehört...
Oft scheint uns
so, als würden wir noch immer
wie einst durch
die vertrauten Gassen ziehn
und lauschen
nachts im goldnen Mondenschimmer
verzückt
den heimatlichen Harmonien!
Ich such dich,
Heimat, schon seit vielen Jahren:
die Menschen,
deine Wärme, deinen Duft -
ich weiß,
ich werde dich nie mehr gewahren,
zu tief ist zwischen
Einst und Heut die Kluft!
Das Land war flach,
darin ein schmucker Flecken;
dort habe ich
das Licht der Welt erblickt.
Es ist vorbei;
ich stelle fest mit Schrecken,
daß er
uns fürderhin nicht mehr erquickt...
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Der
Flieder
Einst stand ein
Flieder in der Ecke
des Gartens neben
unsrem Haus;
ihn schützte
keine hohe Hecke,
er spendete so
manchen Strauß.
Das Schimmern
violetter Blüten
drang gar durch
die mondhelle Nacht...
Und welchen Duft
sie stets versprühten!
Er stand im Mai
in voller Pracht.
Geringer wurden
alle Sorgen,
wenn ich in seiner
Nähe war;
ich fühlte
mich bei ihm geborgen -
so neigte sich
gar manches Jahr!
Doch plötzlich
war dies Band zerrissen,
als man uns über
Nacht getrennt;
ich mußte
meinen Flieder missen,
erfuhr, daß
nichts wie Abschied brennt...
Seitdem ist manches
Jahr vergangen,
vergessen habe
ich ihn nicht,
ich seh' ihn
noch im Garten prangen,
wie er durch
Blütenflor besticht...
Wenn ich etwas
von Flieder höre,
denk' ich gleich
an mein Elternhaus,
weiß nicht
mehr, wo ich hingehöre,
mich zieht's
an jenen Ort hinaus...
Denk' ich an meiner
Kindheit Stätte,
fällt mir
sofort der Flieder ein,
den ich so gerne
auch hier hätte,
dann wäre
er nicht mehr allein...
Vielleicht steht
jetzt in jenem Garten
ein andrer Baum,
der mir nicht wert.
Dem alten Flieder
hat das Warten
auf uns nichts
Gutes mehr beschert...
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Viele
Stücke Heimat
Ich trage viele
Stücke Heimat lange
schon überall
herum und weiß noch nicht,
was ich in nächster
Zeit damit anfange,
denn zu oft nehmen
sie mich in die Pflicht.
Wohin ich trostlos
auch die Schritte lenke,
ein Bild vergangner
Tage wird dort wach,
und ehe ich die
Lage ernst bedenke,
bricht über
mich herein das Ungemach.
Ganz frisch sind
mir die Bilder im Gedächtnis,
sie nehmen Jahr
für Jahr an Schärfe zu:
ein Teil der
wahren Heimat - ein Vermächtnis,
das läßt
fortan mich nirgends mehr in Ruh.
Wen wird es wundern,
daß ich beim Vergleichen
mit dem, was
ich erlebte seinerzeit,
das andre fader
finde - es muß weichen...
Wer das nicht
anerkennt, der tut mir leid!
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Unter
den Akazien
1
Mit neunzehn begann
ich ein neues Leben,
ließ Schulzeit
und Aufgaben hinter mir,
den Ort auch,
der jahrelang mich umgeben,
zog schon durch
die Lande als Passagier...
Ich war endlich
frei von den ganzen Zwängen,
genoss es – so
sollte es immer sein!
Selbst einiger
Pflichten, die dich beengen,
entledigte ich
mich – das war nicht fein!
Die Strafe ereilte
mich in der Ferne:
Ich saß
oft allein an dem Tisch und schrieb,
gedachte vergangener
Tage gerne,
wie war mir die
Heimat auf einmal lieb!
Ich sehnte mich
so nach den trauten Plätzen,
die ich seit
drei Monaten nicht mehr sah...
Nichts konnte
mir diesen Verlust ersetzen...
Die Stunde der
Rückkehr war schließlich da!
2
Ich lief durch
die Straßen, begrüßte die Leute,
so manche Bekanntschaft
ich dankbar erneute...
Das Schönste
jedoch war ein fröhliches Fest,
das gab dem unbändigen
Treiben den Rest!
Ich sollte der
Hochzeit von Freunden beiwohnen,
bei Jubel und
Frohsinn und Tanz mich nicht schonen!
Als Partnerin,
wie es so Brauch war im Ort,
bekam ich ein
Mädchen – das war lange fort.
Als ich sie am
Tag der Vermählung erblickte,
mein Blick sich
in stilles Bewundern verstrickte...
Wir steckten
uns Rosmarinsträußchen ans Hemd
Und fühlten
uns bald überhaupt nicht mehr fremd...
Im Zug der Geladenen
schritten wir munter
zum Bräutigam
heim die Dorfstraße hinunter,
geleiteten diesen
zum Hause der Braut –
der Weg war ihm
übrigens sehr vertraut...
Wir froren zwar
so wie die Braut bei der Kälte,
doch schien es,
als ob uns das Glück auch beseelte...
Danach ward das
Paar vor den Priester gebracht,
die Trauung vollzogen
– nun war es vollbracht!
Der Glückwünsche
konnten sie sich kaum erwehren –
als Brautpaar
mag man sie auch nicht entbehren...
Wir zogen dann
alle zum Gasthaus zurück,
zu feiern das
eben besiegelte Glück.
Ich wechselte
mit meiner Dame manch Worte
und heimliche
Blicke an jedwedem Orte...
Nach einem Glas
Wein in dem gastlichen Saal,
da trennten wir
uns bis zum festlichen Mahl.
Da wir uns für
später verabredet hatten,
ging unsere Rückkehr
nicht zügig vonstatten:
Wir scherzten
und neckten uns, blieben oft stehn
und merkten nicht,
wie die Minuten vergehn...
Wir kamen als
Letzte ins Gasthaus und fanden
noch Platz auf
der Bühne vor schönen Girlanden.
Die Musiker taten
bereits ihre Pflicht,
das störte
uns aber dahinter jetzt nicht.
Wir setzten uns
Auge in Aug‘ gegenüber
und freuten uns
eigentlich beide darüber,
denn jeder von
uns sah den andern vor sich –
mein Blick nicht
mehr von ihrem Antlitze wich!
Wir naschten nur
an den erlesenen Speisen
sowie an dem
Backwerk, um das wir sonst kreisen.
Das Auge, nichts
anderes, schien ungestillt –
wir tränkten
es stet mit des anderen Bild...
Am Brauttanz beteiligten
wir uns desgleichen
und konnten das
Scherflein dem Paar überreichen.
Doch machte der
Tanz mit der Holden mehr Spaß,
indem ich den
Festsaal mit ihr oft durchmaß.
Und unsere Blicke,
die kreuzten sich ständig...
Die Menge im
Saal war beim Tanz sehr lebendig.
Ich sah nur ihr
wallendes schwarzbraunes Haar
und merkte nichts
von alldem, was sonst noch war.
Die Welt, die
ich in ihren Blicken entdeckte,
Verlangen und
Sehnsucht danach in mir weckte...
Ich habe zu tief
ihr ins Auge gesehn:
Es gab kein Zurück
mehr, um mich war’s geschehn!
Wir waren, so
schien’s, füreinander geschaffen –
vielleicht ließ
die lockere Bande sich straffen?
Sie war mir gewogen
– ich ihr noch viel mehr;
dass das immer
so bleibe, wünscht‘ ich mir sehr!
Wir tanzten mit
Gästen auch, doch nicht zu lange,
und fanden uns
wieder, uns wurde nicht bange:
Im Arme des anderen
winkte
das Glück,
so kehrten wir
stets zueinander zurück!
Ich konnte die
Blicke nicht mehr von ihr wenden
und keinen Gedanken
an andres verschwenden –
die seligsten
Stunden verbracht‘ ich mit ihr,
erkannte auch,
dass es ihr ging so wie mir.
Ich konnte in
Worte das Ganze nicht fassen,
sie reichten
nicht aus, um all das zu erfassen,
was ich tief
im Innern für sie jetzt empfand –
die Sprache war
dafür kein passend Gewand!
Wir tanzten und
ruhten auch bis in den Morgen,
kein Schauder
der Seligkeit blieb uns verborgen...
Am Ende verließen
wir alle den Saal
und brachten
die Braut heim mit ihrem Gemahl.
Ich habe auch
sie dann nach Hause begleitet,
der Abschied
von ihr hat mir Kummer bereitet:
Die Botschaft
der Blicke ist zwar sehr beredt,
doch schneller
als Worte vom Winde verweht...
Ich konnte am
Ende die Worte nicht finden,
denn diese nur
konnten uns weiter verbinden...
Hielt Umsicht
mich ab von dem vorschnellen Wort?
Vielleicht war’s
zu früh? Nicht am passenden Ort?
Dies Band, noch
so zart, ist zu schnell hier zerrissen,
ich musste sie
nun viele Monate missen!
Zurück blieb
die quälende Ungewissheit:
Hat uns diese
Trennung für immer entzweit?
Denn schon tags
drauf ging’s in den rauhen Nordosten,
dort stand ich
ab jetzt auf verlorenem Posten!
Ich stapfte zum
Bahnhof durch kniehohen Schnee;
ich merkte, der
Abschied tat diesmal so weh!
3
Die Heide dampfte
schon am Morgen,
mein Fahrrad
wühlte auf den Sand:
Ich hatte etwas
zu besorgen
und deshalb fuhr
ich über Land.
Der Bäume
grüne Giebel flogen
an meinem muntren
Blick vorbei,
die Sonne war
mir auch gewogen,
vom Himmel klang
es wie Schalmei...
Vorbei ging es
an Weizenfeldern,
Melonen, Hafer,
Tabak, Mais,
Kanälen,
Brücken, kleinen Wäldern –
die Eile kostete
viel Schweiß!
Am Straßenrand
die Maulbeerbäume
geleiteten mich
bis zum Ziel.
Erfüllen
sollten sich die Träume,
die mir bedeuteten
so viel!
Sie wollte ich
jetzt wiedersehen
nach einem langen
halben Jahr,
sogleich ihr
aufrichtig gestehen,
wie einsam ich
so lange war...
Doch scheiterte
dies Unterfangen
zunächst
an einer Widrigkeit:
Wo stand ihr
Haus? Wie hin gelangen?
Darüber
wusst‘ ich nicht Bescheid...
Ich hoffte trotzdem,
sie zu finden
an einer Straßeneck‘
im Ort,
vielleicht auch
unter jenen Linden,
vor jener schmucken
Kirche dort...
Ich fuhr durch
Straßen, kehrte wieder,
umsonst, ich
fand sie diesmal nicht...
Am Ende schmerzten
zwar die Glieder,
doch war ich
voller Zuversicht!
Ich wollte keine
Mühe scheuen,
fuhr öfter
hin, bis ich sie sah!
Ich musste schließlich
nichts bereuen:
Das Glück
schien plötzlich greifbar nah!
Ich hab‘ ihr so
viel sagen wollen,
doch mir fiel
überhaupt nichts ein!
Wie hätte
ich dies äußern sollen?
Ich fühlte
mich da so allein...
Wir fuhren heim
zu ihr und blickten
uns an bei einem
kühlen Trank;
und meine Worte,
sie erstickten,
und meine Hoffnung,
sie ertrank...
Gespräch
kam nicht so recht zustande,
weil ich die
Hauptsache verschwieg. –
Zurück fuhr
ich bald über Lande:
Vielleicht war’s
doch ein kleiner Sieg...
Die Einsicht ist
recht bald gekommen:
So konnte es
nicht weitergehn!
Davon war ich
zunächst benommen,
doch musst‘ es
trotzdem mal geschehn!
Ihr Auftritt kam
mir sehr gelegen:
Sie zeigte sich
in unsrem Ort!
Ich wollt‘ sie
unentwegt umhegen
mit manchem liebevollen
Wort...
Ich hoffte, dass
sie diesmal lange
in unsrer Mitte
weilen wird:
Da kam bestimmt
etwas in Gange...
Hätt‘ ich
mich doch nicht so geirrt!
Sie war zwar da,
in meiner Nähe,
doch oft mit
andern unterwegs.
Ich wünschte,
dass ich sie bald sähe,
doch dies gelang
mir keineswegs.
Die Hoffnung hatt‘
ich schon begraben,
als sie auf einmal
vor mir stand –
ich wollte Spaß
am Abend haben,
als ich bei einem
Treff sie fand...
Wir scherzten,
tanzten miteinander,
die Zeit blieb
stehen, wie es schien;
wir fanden wieder
zueinander
bei hinreißenden
Melodien...
Ich durfte sie
nach Haus begleiten
durch die beseligende
Nacht,
ich sagte ihr
manch Artigkeiten,
an die ich vorher
nie gedacht...
Der Abschied ließ
sich nicht vermeiden,
wir standen unentschlossen
da,
ich wollte nicht
mehr von ihr scheiden,
ich wusste nicht,
wie mir geschah!
Wir standen bei
Akazienbäumen –
sie schienen
wieder zu erblühn;
ihr Duft, der
brachte mich zum Träumen,
ließ meine
Leidenschaft erglühn...
Warum ich ihr
nichts davon sagte,
sie endlich in
die Arme schloss?
Ich fürchtete,
sofern ich’s wagte,
dass sie mein
Ungestüm verdross...
Am Ende musste
sie doch gehen.
Sie winkte mir
noch einmal zu,
im Dunkeln konnte
ich’s noch sehen –
seit damals find‘
ich keine Ruh!
Sie war am nächsten
Tag verschwunden,
nie wieder hab‘
ich sie gesehn,
ich konnt‘ nicht
ihre Welt erkunden
und konnte mich
nicht mehr verstehn!
Kein Bild von
ihr! Nur eine Karte,
die bloß
Belangloses enthielt
und die ich seither
aufbewahrte
und oft in meinen
Händen hielt...
Hat sie je etwas
mitbekommen,
was mich im Innersten
bewegt?
War ich ihr stets
auch so willkommen? –
Das hat einst
mein Gemüt erregt!
4
Leider ging der
Sommer bald zu Ende.
Nichts mehr konnte
ich von ihr erfahren,
ihr nicht meine
Neigung offenbaren:
Sie blieb aus,
die angestrebte Wende!
Bald darauf hat
sie das Land verlassen,
ihm für
immer Lebewohl gesagt.
Mir blieb jede
Möglichkeit versagt,
ihr zu folgen,
nichts zu unterlassen...
Immer, wenn ich
was von ihr erfuhr –
nichts von Wichtigkeit
ist mir entgangen -,
sah ich die Akazienblüten
prangen,
aber ich allein
genoss sie nur...
Und ihr Duft ließ
mich oft an sie denken,
dass sie sicher
nichts mehr von mir weiß...
Ihr gibt er von
damals nichts mehr preis,
dacht‘ ich, kann
sie nicht wie mich beschenken...
Unvermutet trat
sie hin vor mich
fast nach einem
halben Menschenleben...
Diesmal fiel
es ihr leicht zuzugeben,
damals habe sie
geschwärmt für mich...
Also doch! Ich
konnte das nicht fassen:
Die Vergangenheit
brach plötzlich auf,
Stück für
Stück kam alles jäh herauf,
was die Jugendzeit
mir hinterlassen...
Unter den Akazien
in der Heide
habe ich einst
meinen Schatz verloren!
Alles wurde so
heraufbeschworen:
Unterm Schmerz
der Trennung litten beide...
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Nach
acht Generationen
Zu Ulm und auch
sonst wo gab’s damals ein reges Treiben:
Das ferne Banat,
das gepriesene Land, das rief.
Die Türken,
die konnte man unlängst daraus vertreiben;
es jetzt zu besiedeln,
schien vielen sehr lukrativ.
Der Kaiser und
später die Kaiserin viel versprachen,
so dass nicht
nur einer die Heimat sehr schnell verließ.
Der eine, der
andre, sie packten die wenig Sachen,
die sie noch
besaßen, und suchten das Paradies.
Doch schon an
der Donau in Ulm, wo sich alle trafen,
da nagten an
manchem die Zweifel, die Sorgen bald…
Gott könnte
sie, dachte man, für diese Tat bestrafen…
Vielleicht war
es nur ein todbringender Hinterhalt…
Wie sollte man
sich mit den Menschen da nur verstehen?
Die Sprachen,
die klangen so fremd, fremd war mancher Brauch…
Wie sollte da
eine Gemeinschaft daraus entstehen?
Das fragten sich
viele, manch anderes aber auch…
Die Zweifel, die
Sorgen, doch auch, was die vielen träumten,
das wurde beendet
alsbald durch die lange Fahrt
die Donau hinunter
– die Wellen das Schiff umschäumten
und keiner mehr
dachte daran, was bald ihrer harrt…
Als Wien man erreichte,
da wurde zunächst gerastet
und jeden hat
man dort fein säuberlich registriert,
das Schiff mit
Proviant für die Weiterfahrt voll belastet
und jedem versprochene
Vorteile garantiert.
Danach fiel den
meisten begreiflich ein Stein vom Herzen
und schnell war
die letzte Etappe der Fahrt vollbracht,
das Schifflein
verließ man im Übermut und mit Scherzen
und wanderte
weiter und ruhte aus in der Nacht.
Am Ziel angekommen,
da traute man nicht den Sinnen:
So unwirtlich,
sumpfig und öde war dieses Land!
Die meisten,
die sahen die Hoffnungen schon zerrinnen –
das brachte sie
plötzlich und vollends um den Verstand!
Doch an ein Zurück
in die Armut war nicht zu denken!
Viel Arbeit erwartete
jeden – man nahm sie an…
Mit Schweiß
und mit Blut mussten sie stets den Boden tränken,
verloren dabei
oft den einen und andern Mann!
Wenn nicht in
die Breschen die Neuen gesprungen wären,
so hätte
wahrscheinlich dort keiner je Fuß gefasst…
Jahrzehntelang
mussten die meisten stets viel entbehren,
bis blühende
Landschaften sprossen aus dem Morast…
Und langsam entstanden
auch Dörfer und kleine Städte
in diesem so
fruchtbaren und so gesegneten Land…
Wenn es nicht
so viele Verluste gekostet hätte!
Es war bald im
Reich als die Kornkammer sehr bekannt…
Man nannte die
Menschen darin bald Banater Schwaben;
sie zeichneten
sich aus durch Ausdauer, Eifer, Fleiß.
Stolz trugen
sie Trachten, die Mädchen wie auch die Knaben,
und pflegten
ihr treffliches Brauchtum, wie jeder weiß.
Doch gab es auch
Rückschläge: Seuchen und Katastrophen
und Kriege und
Unglück, sie lichteten ihre Reih’n.
Und hatte das
Unheil auch viele mit Macht getroffen,
sie konnten vom
Schicksalsschlag trotzdem sich stets befrein.
Versuchte man,
ihnen die Sprache zu untersagen,
so lernten sie
fleißig die zweite sogleich dazu…
Sie haben sich
auch mit den anderen gut vertragen –
die Völkerverständigung
war für sie kein Tabu…
Der Niedergang
aber begann durch die großen Kriege.
Der erste, der
wurde verloren, das Land geteilt;
dem zweiten,
dem folgte manch arglistige Intrige –
die Wunden jedoch,
die sind später nie mehr verheilt…
Denn viele sind
vor dem anrückenden Feind geflohen,
die andern, die
wurden zur Zwangsarbeit deportiert –
kaum einer ist
damals dem traurigen Los entflohen,
fast jeden hat
man gar als Täter stigmatisiert!
Jetzt kamen aus
andern Provinzen die Kolonisten
und nisteten
sich in die leeren Quartiere ein…
Die Machenschaft
geht wohl zurück auf die Kommunisten –
Verschleppten
ihr Haus auszuplündern war ganz gemein…
Dabei blieb es
aber nicht: Viele besaßen neben
dem Haus auch
noch Weingärten, Wagen und Pferd und Feld…
Nach einiger
Zeit zwang man alle, das abzugeben –
und so hat man
jeden um seinen Besitz geprellt…
Enteignung, die
zweite Verschleppung, der Kommunismus
zerstörten,
was in vielen Jahren entstanden war,
und installiert
ward das System eines Terrorismus –
das hatte so
manche Schikane im Repertoire…
Nichts änderte
sich in den nachfolgenden Jahrzehnten,
private Initiative
wurde unterdrückt
und wegen des
völligen Fehlens von Konkurrenten
sind wirklich
entscheidende Fortschritte nie geglückt.
Zuletzt
wollten Übermarxisten aus ihren Reihen
die Bräuche,
die Vorfahrn aus Deutschland einst mitgebracht,
wie lästigen
Plunder, wie zwecklosen Tand entweihen –
sie haben sie
ironisiert, karikiert, verlacht…
Sie konnten sich
auch nicht in einem Roman erkennen,
den unlängst
ein Autor, ein Schweizer, veröffentlicht hat.
Wie konnte er
ihren Lebensstil so verkennen?
Die Mühe,
die lohnte sich nicht bei dem Resultat!
Doch unsere Landsleute
hatten schon viel verloren
und einige wollten
etwas dagegen tun –
sie haben der
Vorfahren Heimat sich auserkoren,
sie wollten dahin,
der Moment schien jetzt opportun…
*
Nach diesen enttäuschenden
Vorfällen und Schikanen
blieb uns nur
ein einziger Ausweg, und zwar die Flucht:
Es drängte
die meisten zurück in das Land der Ahnen –
dahin zu entkommen,
hat jeder nun schnell versucht.
Wir sind nach
acht Generationen zurückgekommen
als Fremde nach
Deutschland – das war uns stets wohlgesinnt.
Wir haben uns
integriert, waren dem Land willkommen,
wir leben nun
sicher, wofür wir sehr dankbar sind.
Nikolaus
Balzer
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